
Kronen Zeitung
RED BULL SALZBURG
Aus des Bullen-Coaches war von langer Hand geplant
Dritter Teil der „Krone“-Serie „Die Akte Red Bull Salzburg“: Trainer Matthias Jaissle packt seine Koffer, ein schwerer Schicksalsschlag für einen Spieler, der „Synchronsprecher“ von Oliver Mintzlaff sowie dessen Pläne mit dem Duo Jürgen Klopp und Pep Lijnders.
Der Abschied von Christoph Freund bedeutete für Salzburg eine Zäsur. Nach 17 Jahren ging er zum FC Bayern, für ihn übernahm Bernhard Seonbuchner die Agenden des Sportdirektors. Dabei blieb es allerdings nicht. Noch bevor der Pinzgauer seine Zelte an der Salzach abbrach, machte auch Cheftrainer Matthias Jaissle ernst.
Sein engster Vertrauter hatte die Koffer gepackt, da wollte auch er den nächsten Schritt machen. Sein Vorgehen schrieb Geschichte. Hinter dem Rücken der Verantwortlichen hatte er einen millionenschweren Deal mit den Saudis ausgehandelt. Die Saison lief bereits, als die Gerüchteküche zu brodeln begann. Darauf angesprochen, inszenierte Jaissle gegenüber der Öffentlichkeit die heile Welt. Es war der Gipfel an Verlogenheit.
Ein Start nach Maß für Gerhard Struber
Als Stephan Reiter ihn konfrontierte, gab der Deutsche in einem Krisengespräch alles zu und soll dabei auf einen ablösefreien (!) Wechsel gepocht haben. Der Geschäftsführer suspendierte den Übungsleiter und einigte sich mit Al-Ahli auf eine Millionen-Ablöse.
Nur Tage später präsentierte Salzburg seinen Nachfolger. Mit Gerhard Struber übernahm jemand das Trainerzepter, der schon Monate zuvor ein heißes Thema war und den Bullen in der Vergangenheit in unterschiedlichen Funktionen (u.a. Co-Trainer bei Salzburg, Chefcoach in der Akademie, bei Liefering und in New York) gedient hatte.
Der Start des Kuchlers, der ein enger Vertrauter von Freund ist und die Philosophie von Ralf Rangnick verinnerlichte, verlief phänomenal. Salzburg legte eine Siegesserie hin, die in einem 2:0-Auswärtserfolg in der Champions League beim portugiesischen Rekordmeister Benfica Lissabon gipfelte. Die Öffentlichkeit staunte.
Mintzlaff war kein Freund des Trainers
Das zweite Gruppenspiel gegen Real Sociedad ging mit 0:2 verloren, weil die Bullen in der ersten Hälfte wie paralysiert wirkten. Medial hagelte es dafür – auch von der „Krone“ – heftige Kritik. Was zu diesem Zeitpunkt außerhalb des Vereins niemand wusste: Unmittelbar vor der Partie erlitt ein Spieler einen schweren Schicksalsschlag, von dem die ganze Mannschaft Notiz nahm.
Die Leichtigkeit ging verloren, in der Liga rückte die Konkurrenz näher. Das rief Kritiker auf den Plan. Extern, aber auch intern. Oliver Mintzlaff, der mit Rangnick gebrochen hatte und kein großer Freund von Struber war, war alles andere als begeistert. Zum Ausdruck soll er das nicht immer selbst gebracht haben, sondern gerne in Person von „Synchronsprecher“ Mario Gomez.
Der Triple-Sieger von 2013 steht in enger Loyalität zu seinem Vorgesetzten und soll regelmäßig die Meinung seines Chefs, die zugleich die seine war, überbracht haben. Auch bei einer Krisensitzung, die im vierten Teil der Serie thematisiert wird, spielte er eine Rolle.
Trotz aller Widrigkeiten, mit denen das Trio Reiter, Seonbuchner und Struber zu kämpfen hatte, gelang es, Sturm auf Distanz zu halten. Am Ostersonntag 2024 baute man mit einem 1:0-Erfolg in der Murmetropole den Abstand auf fünf Zähler aus.
Klopp und Lijnders im Anmarsch
Ungeachtet des Erfolgs in der Mozartstadt schmiedete Mintzlaff längst eigene Pläne. Der heute 50-Jährige war schon seit Jahren fasziniert von der Strahlkraft Jürgen Klopps. Dieser hatte zu Jahresbeginn 2024 seinen Rückzug aus Liverpool mit Saisonende bekanntgegeben. Mintzlaff wollte ihn unbedingt an Bord holen.
In etwa zur selben Zeit spann man an der sportlichen Spitze von Red Bull Pläne, die Klopps treuen Co-Trainer Pep Lijnders als Chef auf der Betreuerbank in Salzburg sahen. Um das noch einmal zu verdeutlichen: Während Struber um das Double kämpfte, soll sein Aus im Sommer beschlossen worden sein!

Schon bald kursierten diese Ideen in Salzburger Kreisen und machten im Verein die Runde. Als Salzburg im Cup-Halbfinale nach einem dramatischen Spiel mit 3:4 an Sturm scheiterte und eine Woche später beim LASK mit 1:3 verlor, zog Seonbuchner vorzeitig die Reißleine, womit Strubers Aus als Bullen-Coach besiegelt war. Die wahren Probleme sollten damit allerdings erst beginnen.
Lesen Sie im vierten Teil: „Tulpen-Pep“ und seine Irrfahrt ins Unglück
Teil 1: Mit dem Tod des Leitbullen begann der Sinkflug
Teil 2: Erste Risse im Erfolgsmodell und das Ende einer Ära
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Bild: AFP/APA/Ronny HARTMANN
















